Spätgotische Kirche Mariasdorf im Burgenland
Ein mittelalterliches Juwel verbirgt sich in der kleinen südburgenländischen Gemeinde Mariasdorf unweit des wesentlich bekannteren Kurortes Bad Tatzmannsdorf: Die spätgotische Kirche 'Mariae Himmelfahrt' aus dem 15. Jahrhundert.
Wobei verbergen in diesem Fall nur für den etwas abseits gelegenen Ort gilt.
Die Kirche in ihrer Pracht können Sie bereits von weitem am Anhang sehen, wenn Sie in das breite Tal einfahren ...
Begonnen wurde der Kirchenbau der römisch-katholischen Kirchengemeinde kurz nach 1400 auf den Grundmauern eines bereits bestehenden Gotteshauses.
Nach einer ersten Bauphase, in der der Chor errichtet wurde, mußte die Kirche jahrzehntelang auf ihren Weiterbau warten.
Stilistische Elemente und gefundene Jahreszahlen lassen darauf schließen, dass das Kirchenschiff aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts stammt.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert wurde die Pfarrkirche Mariasdorf barockisiert.
Mitte des 19. Jahrhunderts brach ein Brand aus und zerstörte große Teile des Daches und den Dachreiter mitsamt den Glocken.
Die danach erforderlichen Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren 1850, 1860 und 1861 durchgeführt.
Gut zwanzig Jahre später, zwischen 1882 und 1899 wurde die Kirche Mariasdorf nach Plänen von Emmerich/Imre Steindl, einem ungarischen Architekten und Hochschullehrer, regotisiert und nach vier Jahrhunderten endlich fertiggestellt.
Naja, nicht einem Architekten: Imre Steindl war einer der bedeutendsten ungarischen Architekten des Historismus und auch der Erbauer des ungarischen Parlamentsgebäudes am Donauufer in Budapest.
Seinen Auftrag erhielt er vom ungarische Kultusministerium und den Großteil der Kosten trug der ungarische Religionsfonds.
Das Burgenland war damals, bis 1921, Teil des Königreichs Ungarn.
Das barocke Chorgewölbe wurde beim Umbau durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt und auf die Treppentürme kamen geschweifte Pyramindenhelme, die über das Schiffdach ragen, als Abschluß.
Die Westfassade wurde teilweise neu ausgeschmückt und erhielt einen Balkon als Anbau.
Auch das Kircheninnere wurde neogotisch ausgestattet.
In den Altarraum kam ein schreinförmiger Hochaltar mit einem hohen durchbrochenen Mittelturm und zwei Seitentürmen.
Darin befinden sich Statuen der Gottesmutter Maria, der Heiligen Elisabeth von Thüringen, auch Elisabeth von Ungarn, und dem Heiligen Franziskus.
Er besteht aus farbig glasiertem Majolika und wurde in der berümten Keramkifabrik Zsolnay in Fünfkirchen/Pecs gefertigt.
Aus deren Werkstätten stammen auch die Kanzel und das achteckige Taufbecken.
Die Brüstung der Kanzel schmücken Reliefs der Apostel Petrus und Paulus und der vier Evangelisten.
Und beim Taufbecken sticht sofort der Aufsatz ins Auge, feinste Schmiedearbeit, gezeichnet im ungarischen Polytechnikum und geschmiedet in der staatlichen Gewerbeschule, beide in Budapest ...
Informationen zum größten Teil aus einer von der Kirchengemeinde erstellten Beschreibung.
Diese liegt in der Kirche auf und kann gegen eine kleine Spende mitgenommen werden.
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